Bayerns Schüler vor einem sich anschleichendem Chaos: Fachtagung „Vom Gymnasium zum Bachelor und Master“ beim Nürnberger Berufsbildungskongress sucht Wege, um Oberstufenschüler auf Bachelor und Master vorzubereiten Nürnberg, 14. Dez. 2005 - „Die neue Studienstruktur mit Bachelor und Master ist kein irgendwie neuer Studiengang oder zusätzlicher Studienabschluss im alten System sondern eine komplette Umwälzung des bisherigen Studiums.“ Dies stellte Werner Honal, Vorsitzender der „Stiftung Gymnasium, Studium und Beruf“ des Bayerischen Philologenverbands, als ein Ergebnis seiner Fachtagung „Vom Gymnasium zum Bachelor und Master“ fest. Mit vier Referaten und in sechs Arbeitsgruppen wurde informiert und nach Wegen gesucht, die bayerischen Oberstufenschüler auf die revolutionäre Veränderung des Studienbetriebs an den Universitäten und Fachhochschulen in Bayern vorzubereiten. Dabei spiegelte auch diese Fachtagung, die in den bis 15. Dez. 05 dauernden
Berufsbildungskongress der Bayerischen Staatsregierung eingebunden war, die
aktuelle Lage: Während die Einen immer noch darüber diskutieren wollen, ob wir
überhaupt die neue Studienstruktur brauchen, stellen sich Andere darauf ein, das
beste für die Oberstufenschüler aus der bereits zum Faktum gewordenen Umstellung
zu machen. Wenn Lehrkräfte, mangels eigenem Erleben und ohne einschlägige Fortbildung,
aus der eigenen Studienzeit über die „Zeit zur Orientierung im Anfangsstudium“
und den „Erwerb von Scheinen“ den Schülern berichteten, dann sind das, so ein
Diskussionsbeitrag, „kontraproduktive Geschichtchen aus der alten Zeit“. Nun
gibt es keine "Scheine" mehr, die zur Zulassung zum Examen zu sammeln sind. Für
konkrete Module sind jeweils Leistungspunkte zu erbringen, die dann bereits als
Teil der Abschlussprüfung zählen. Meist kommt erst jener Studierende zum
nächsten Modul, der das davor liegende Modul erfolgreich absolviert hat. Eben diese höhere Studienzufriedenheit, die Verringerung der viel zu hohen Abbrecherquote und die Senkung des Alters der Hochschulabsolventen, das in Deutschland zur Zeit bei 28 Jahren liege, seien Gründe, warum sich die bayerische Wirtschaft nachdrücklich für die Studienstruktur mit Bachelor und Master einsetze. Dies betonte Melanie Schübel als Referentin der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. Ihre Prognose: „Die Grenzen zwischen dem Fachhochschulabschluss und dem der Universität werden verschwimmen. Weiterbildung zum Master, die den Hochschulen auch Einnahmen verschaffen, und Personalentwicklung für die dann jünger einsteigenden Beschäftigten werden an Bedeutung gewinnen.“ Dass aber noch nicht ausreichend viele Unternehmen auf die jungen Bewerber mit Bachelor eingestellt sind, wie ein Diskussionsteilnehmer einwarf, bestätigte auch die in die Fachtagung integrierte Erkundung bei den Ausstellern des Berufsbildungskongresses. Es dürfe nicht darauf gewartet werden, dass sich die Bachelor- Absolventen, deren Noten oder Geld für eine Master-Weiterbildung nicht ausreichten, erst selbst durch Nachfrage einen Beschäftigungsmarkt aufbauten. Auch aus der Sicht der Wirtschaft, so Melanie Schübel, sei eine bessere Information und Beratung der Oberstufenschüler dringend. Rainer Feineis aus dem Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting hielt dem die gegenwärtige Zeitnot in der Oberstufe und die fehlende Motivation der Kollegiaten für Studien-, Berufs- und Lebensplanung entgegen. Auf die zunehmende Informationsflut reagierten die Schüler eher mit steigendem Desinteresse. Er habe nun, unterstützt von einem bayernweiten Arbeitskreis Gleichgesinnter, das Konzept BuS entwickelt und erprobt, in dem Informationen über die schwerwiegenden Änderungen auch bearbeitet werden und ankommen. BuS stehe für ein systematisches, wissenschaftlich fundiertes Vorgehen zur Berufs- und Studienwahl im Unterricht, der für die Kollegiaten verbindlich sei und in dem kognitive Leistungen auch bewertetet werden könnten. Man dürfe nicht erst bis zur Einführung des dafür geeigneten Seminars in der neuen Oberstufe warten, sondern müsse jetzt schon einen in der Jahrgangsstufe 12 verbindlichen Grundkurs dafür einführen. Mit BuS könnten Abiturienten die häufige Frage: „Und was studieren Sie jetzt nach dem Abitur?“ fundiert und ehrlich beantworten. Wenn die Wirtschaft jüngere Hochschulabsolventen suche, müsse sie BuS unterstützen, das sich damit die Kluft zwischen Abitur und Studienbeginn verkleinere. In den Arbeitsgruppen wurde auch von den Vertretern der Eltern diese Verankerung in der Oberstufe gefordert. Hier sei eine Lawine unterwegs, die, ohne systematische Fortbildung aller Lehrer der Oberstufen und vor allem der Berater, „zum Studienchaos und nicht zur Verbesserung des Studiums führen werde“, so die geäußerte Befürchtung. Abhilfe könnte erfolgen durch: Aus dem Kreis der aus allen Teilen Bayerns nach Nürnberg angereisten Teilnehmer, insbesondere der stark vertretenen „Berater für Akademische Berufe“ der Bundesagentur für Arbeit, wurde die veranstaltende Stiftung „Gymnasium, Studium und Beruf“ gebeten, die Tagungsergebnisse allen Gymnasien und Beratern in Bayern zugängig zu machen und ebenso effektive Folgeveranstaltungen zur neuen Studienstruktur und zu BuS, der verbindlichen Berufs- und Studienwahlvorbereitung in der Oberstufe, anzustoßen. Dazu hat die Stiftung umgehend die vorliegenden drei Tagungsvorträge und zahlreiche Bezugsinformationen unter http://www.bama-bayern.de in das Internet gestellt. |
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