Aus dem Tätigkeitsbericht 2003 der neun
staatlichen Schulberatungsstellen Bayerns:
Dr. Rudolf Hänsel
Modellversuche
zur „Lehrergesundheit“
Ausgangslage
Der Bayerische Landtag hat mit Beschluss vom 12.12.2001 die
Staatsregierung aufgefordert, zur Erhaltung der Gesundheit und Dienstfähigkeit
der staatlichen Lehrkräfte gezielt Präventions- und Rehabilitationsprogramme zu
entwickeln und durchzuführen und darüber in den zuständigen Ausschüssen zu
berichten (DRS.14/8398). Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde vom
Kultusministerium ein Arbeitskreis "Lehrergesundheit" eingerichtet.
Ihm gehören Kultus-, Gesundheits- und Sozialministerium, die Akademie für
Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, die staatlichen
Schulberatungsstellen, der Landesverband Bayerischer Schulpsychologen,
Lehrerverbände sowie Vertreter des öffentlichen Gesundheitsdienstes und
klinischer Einrichtungen an. Der Arbeitskreis bündelt die Forschungsergebnisse
zu Ursachen der Lehrer-Dienstunfähigkeit und soll Präventions- sowie Therapie-
und Wiedereingliederungsmaßnahmen beraten und vorschlagen. Er gliedert sich
entsprechend dieser Aufgabenbereiche in drei Arbeitsgruppen:
- Möglichkeiten für präventive
Maßnahmen
-
Kooperation Schule und Medizin zur
Verbesserung der Informationen über den Arbeitsplatz Schule
-
Effiziente Kur- und Rehamaßnahmen.
In einem KMS vom 8. November 2002 beauftragte das Kultusministerium
zudem die Ministerialbeauftragten für Gymnasien in Niederbayern, Mittelfranken
und Oberpfalz mit der Durchführung eines vorerst auf zwei Jahre begrenzten
Modellprojektes „Lehrergesundheit". Für jeden Regierungsbezirk wurde eine
Koordinatorin bzw. ein Koordinator benannt, der die Funktion eines
Fachmitarbeiters beim Ministerialbeauftragten erhielt: für den Regierungsbezirk
Niederbayern Frau StRin Marion Hasenöhrl, für den Regierungsbezirk
Mittelfranken Herr OStR Roland Zerpies und für den Regierungsbezirk Oberpfalz
Herr StD Norbert Hirschmann. Sie sollten die Modellprojekte koordinieren, mit
den drei Arbeitskreisen „Lehrergesundheit" sowie mit dem Arbeitskreis
Schulpsychologie am ISB zusammenarbeiten und vor allem konkrete
Fortbildungsmaßnahmen ausarbeiten und vorschlagen. Weiterhin sollten die drei
Koordinatoren der Modellprojekte die staatlichen Schulberatungsstellen über
alle geplanten und durchgeführten Maßnahmen informieren und regelmäßig an den
relevanten Dienstbesprechungen der Schulberatungsstellen teilnehmen.
Die nachfolgenden Ausführungen über die Einrichtung und den gegenwärtigen
Stand der drei Modellversuche zur Lehrergesundheit stützen sich auf vor kurzem
verfasste Zwischenberichte der drei Koordinatoren über die laufenden Projekte.
Konzepterstellung
Gegen Ende des Schuljahres 2001/2002 wurde in allen drei
Regierungsbezirken mit der konzeptionellen Arbeit, der Planung von Maßnahmen
zur Lehrergesundheit begonnen. Da zunächst noch keine konkreten Erhebungsdaten
zu Ursachen der häufigen Dienstunfähigkeit von Lehrern in Bayern vorlagen,
basierte die Auswahl von geplanten Maßnahmen erst einmal auf Alltagshypothesen
zu Ursachen schwindender Lehrergesundheit. So war man sich einig, dass, um die
Berufszufriedenheit der Lehrkräfte zu verbessern und damit ihre physische und
psychische Gesundheit zu erhalten, Fortbildungsmaßnahmen angeboten werden
mussten, die zur Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit beitrugen und zu ihrer
Entlastung (z.B. durch Teamarbeit und Schul- und Unterrichtsentwicklung). Die
Maßnahmen sollten sowohl präventiv als auch kurativ wirken.
Schwerpunkte der Modellprojekte sollten deshalb u. a. sein: die
Information der Lehrkräfte (z. B. durch themenzentrierte Fortbildungen und
pädagogische Konferenzen), die Befähigung zur Kooperation und Teamarbeit (z.B.
durch den Ausbau kollegialer Praxisberatung), die Stärkung der
Alltagsressourcen (z.B. durch Trainingsprogramme und Möglichkeiten der
Reflexion schwieriger Erziehungsfragen) und die Erarbeitung neuer Sicht- und
Handlungsweisen bei Problemen durch Einzelfall- und Gruppensupervision.
Dieses anspruchsvolle Vorhaben war nur zu realisieren durch Kooperation,
d. h. durch die Einbeziehung schulinterner Fachkräfte/Unterstützungssysteme
(Schulpsychologen und Lehrkräfte mit Zusatzqualifikationen), externer
Fachkräfte und arbeitsmedizinischer Fachkompetenz sowie die Einbeziehung der
Dienstaufsichten und von Wissenschaftlern der Universität.
Bedarfsfeststellung
per Fragebogenaktion
In Niederbayern startete Frau Hasenöhrl Anfang Juli 2002 eine aufwendige
freiwillige, anonyme Fragebogenaktion unter den Lehrkräften aller Schularten,
um deren Fortbildungsbedarf „zu allgemeinen fächerübergreifenden
Fragestellungen im pädagogisch-psychologischen Bereich“ zu erfassen. Die Auswertung von 2878 Rückmeldungen schuf
schließlich eine fundierte Basis für die weitere Planung der Maßnahmen. Den
größten Fortbildungsbedarf meldeten die befragten Lehrkräfte – unabhängig von
der Schulart – bei den Themenkomplexen „Umgang mit schwierigen Schülern“ und
„Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern“ an. Dieses Ergebnis wird durch
wissenschaftliche Forschungsresultate z. B. von Prof. Schaarschmidt bestätigt:
„Auf die Frage nach den belastendsten schulischen Arbeitsbedingungen stehen
generell die folgenden drei Faktoren an der Spitze: das Verhalten schwieriger
Schüler, die Klassenstärke und die Stundenzahl.“ (Zusammenfassung der
Kongressbeiträge Uni Passau v. 7.12.02 s. www.phil.uni-passau.de) Weiterer
Fortbildungsbedarf wurde zu den Themen ADS, Konflikttraining und
Gewaltprävention angemeldet.
Auswahl der Referenten für die
Fortbildungsmaßnahmen
In allen drei Regierungsbezirken konnten Schulpsychologinnen und –psychologen
(viele mit Zusatzausbildung zum Supervisor/zur Supervisorin) und Lehrkräfte mit
Zusatzqualifikationen (z. B. Beratungslehrkräfte, Moderatoren, Gordontrainer,
TZI-Fachleute) als Referenten für die Fortbildungsveranstaltungen im Rahmen der
Modellversuche gewonnen werden.
Kongress
„Berufszufriedenheit und Stressbewältigung“ in Passau
Am 7.12.2002 fand an der Universität Passau, Zentrum für Lehrerbildung
und Fachdidaktik, das „Erste Forum
Berufszufriedenheit und Stressbewältigung“ statt. Es war ein Kooperations-Projekt
der Koordinatorin des Modellversuchs für Niederbayern, Frau Hasenöhrl, mit der
staatlichen Schulberatungsstelle für Niederbayern, dem Ministerialbeauftragten
für Gymnasien in Niederbayern, des Berufsgenossenschaftlichen Arbeitsmedizinischen
und Sicherheitstechnischen Dienstes B.A.D. sowie der Universität Passau.
Drei Grundsatzreferate zur Thematik, Workshops und Gesprächsforen gaben
den etwa 650 teilnehmenden Lehrkräften, Beratungsfachkräften und anderen
interessierten Personen ausführlich Gelegenheit, sich über die Modellversuche
in Niederbayern, Mittelfranken und Oberpfalz zu informieren (s.
www.phil.uni-passau.de/schulpaed/plm/doku.htm).
Laufende
Maßnahmen
Die meist schulartübergreifenden Maßnahmen in Niederbayern stehen laut
Anschreiben an die Kolleginnen und Kollegen vom Oktober 2002 „im Dienste der
präventiven Gesundheitspflege und setzen in diesem Schuljahr auf der
personenbezogenen Ebene an. Es handelt sich hierbei um Angebote wie
Zu den bereits laufenden Maßnahmen in Mittelfranken zählen v.a.:
Supervisionsgruppen, Klassengespräche, Fortbildungen zu Stressmanagement, Kurse
für Referendare, Fortbildung für Praktikumslehrkräfte.
Die Veranstaltungen zur Lehrergesundheit in der Oberpfalz sind z. T.
Mitte Januar 2003 angelaufen:
-
Supervisionsgruppen: 8–10 Gruppen,
veranstaltet meist in den Mittelzentren (AM, WEN, TIR, R)
-
Coaching von Führungskräften: noch
eher selten
-
Gesprächskreis/Fallbesprechungsgruppe/Kollegiale
Praxisberatung: mit verschiedenen Einzelkollegien vereinbart
-
Thematische Fortbildung:
Veranstaltungen zu Mobbing, Krisenmanagement durchgeführt bzw. angefragt
-
Stressbewältigung/Entspannung:
Lehrergruppe hat begonnen; ganztägige Veranstaltung zu Stressmanagement im März
geplant
-
Konflikt- und
Kommunikationstraining: „Elterngespräche“ in zwei Schulamtsbezirken vereinbart;
Konfliktmanagement-Veranstaltung in Regensburg veranstaltet
-
Einzelberatung: Zahlreiche
Beratungen laufen (besondere Vertraulichkeit notwendig!)
-
Organisationsentwicklung: Anfragen
von 5 Schulen, feste Vereinbarung an einer, bereits durchgeführt an einer
weiteren Schule.
Entwicklung der
Teilnehmerzahlen und Akzeptanz der Maßnahmen
Da auf Grund der knappen Terminierung des Projekts die meisten
Veranstaltungen erst im Januar/Februar 2003 angelaufen sind, lässt sich über
Akzeptanz und konkrete Teilnehmerzahlen nur ein äußerst vages Bild gewinnen.
In einer Dienstbesprechung am 10.1.03 für die Referenten des
Modellprojekts zeigt ein erster Erfahrungsaustausch z.T. regionale und
schulartspezifische Unterschiede in der Nachfrage nach Supervision, wobei z.T.
auch eher Teil-Kollegien im Sinne der Teamentwicklung Interesse bekunden. Generell wird zu bedenken
gegeben, ob nicht auch die Veranstaltungen stärker nach Schularten getrennt in
Betracht gezogen werden sollten.
Einige themenzentrierte Veranstaltungen sind voll, andere - wie z. B.
Supervisionsgruppen - haben nur
zögerlichen Zulauf, auch wenn laut Fragebogenaktion der Bedarf als hoch
eingestuft wurde. Kollegiale Fallbesprechungen scheinen eher auf
schulhausinternes Interesse zu stoßen. Die Resonanz auf schulartübergreifende
Fortbildungsveranstaltungen ist eher gering. Gefragt sind anscheinend auch
reine Informationsveranstaltungen zu Themen wie „Disziplinprobleme,
Legasthenie". (Einzel-)Coaching ist ebenfalls gefragt, wobei hier die
vorhandenen Angebote nicht auszureichen scheinen. Geklärt werden muss
grundsätzlich die Genehmigung mehrtägiger Veranstaltungen. Hier gab es bereits
bei der Ausschreibung bzgl. der Freistellung der Teilnehmer Probleme.
Die Maßnahmen werden gut akzeptiert, die Teilnehmerzahlen z.B. bei
vielen Supervisionsgruppen bewegen sich eher an der Obergrenze (10 Personen).
Von der Schulaufsicht insbesondere im Bereich der Volksschulen, Förderschulen
und beruflichen Schulen wird sogar befürchtet, dass bei größerem
Bekanntheitsgrad der Bedarf die Möglichkeiten der Referenten übersteigen
dürfte. Ein weiterer Beleg für die gute Akzeptanz des Projekts sind vorliegende
Anfragen aus benachbarten Regierungsbezirken. Kritik wird insbesondere in der
Form geäußert, dass die – inhaltlich für wichtig angesehenen – Maßnahmen
einseitig die Belastungsfähigkeit der Kollegen verbessern soll, dass aber
anderseits strukturelle Maßnahmen des Staatsministeriums nicht im gleichen Maß
sichtbar werden.
Mit Erscheinen der KMS (Mitte November 2002) wurde die Geschäftsgrundlage
für den Beginn des Projekts gelegt. Daraufhin konnten erst kurz vor den
Weihnachtsferien die Informationen über die Angebote erfolgen. Mittlerweile
sind v.a. die fortlaufenden Gruppenangebote angelaufen; besonders gut werden
die Supervisionsgruppen akzeptiert (Gruppenobergrenze: 10 Personen).
Im Regierungsbezirk Niederbayern wurde auf eine möglichst
flächendeckende Verteilung der Angebote geachtet, sie ist aber noch nicht
erreicht.
In Mittelfranken ist durch die Verteilung der erfahrenen
Schulpsychologen vor allem auf den Großraum Nürnberg – Erlangen – Fürth
momentan eine nicht völlig flächendeckende Versorgung mit Referenten für
Mittelfranken gegeben. Durch die zeitlich relativ späte Ausweisung der
Anrechnungsstunden konnten einige Kollegen nicht mehr von ihren Dienstvorgesetzten
für das Projekt freigestellt werden. Nach und nach sollte eine gleichmäßigere
Versorgung angestrebt werden.
Der Angebotskatalog für Niederbayern enthält 39 ausgeschriebene
Veranstaltungen, die nach Vorgabe des Ministeriums zum größten Teil
schulartübergreifend angeboten werden. Daneben finden sich auch Angebote für
einen bestimmten Personenkreis, z.B. für Schulleiter, Beratungslehrkräfte,
Seminarlehrer und für Personen in verschiedenen Phasen der Lehrerbildung.
Die Maßnahmen sind einigermaßen gleichmäßig auf die Schularten verteilt.
Schwerpunkte liegen im Bereich der Volksschulen. Ein besonders hohes Interesse
wird aus dem beruflichen Schulwesen signalisiert, hier sind die Maßnahmen
allerdings noch in der Planung und werden im zweiten Schulhalbjahr verstärkt
angeboten.
Verteilung
auf Kollegien bzw. Lehrkräfte aller Schularten; Schwerpunkte insbesondere im
Hauptschul- und Berufsschulbereich feststellbar.
Erste
vorläufige Teilnehmer-Rückmeldungen/Evaluierungsergebnisse
Nachdem von Anfang an auch von Seiten der Referenten großes Interesse an
einer Evaluierung der Veranstaltungen bestand, die Kontaktaufnahme mit dem
Zentrum für Lehrerbildung und Fachdidaktik an der Universität Passau in diesem
Punkt auf Grund der Neubesetzung der empirischen Abteilung bislang aber keine
Ergebnisse brachte und auch sonst kein Instrumentarium vorgegeben war, erschien
es dem Team zweckmäßig, ein eigenes Evaluationsinstrument zu entwickeln.
In Anlehnung an den SEI (Supervisions-Evaluations-Inventar von Schneider & Müller (1995) und Beer (1997) wurde eine modifizierte Version
nach eingehender Diskussion, dem Wunsch der Referenten gemäß, auf einen
einseitigen Rückmeldebogen zusammengefasst, der sowohl quantitative als auch
qualitative Kriterien erfassen soll und gleichzeitig Wirkungsaspekte bzgl. der
Berufszufriedenheit berücksichtigt.
Der Evaluationsbogen wurde auch an die beiden Koordinatoren aus
Mittelfranken und der Oberpfalz weitergegeben.
Da die Veranstaltungen erst angelaufen sind und noch nicht geklärt ist,
wer die empirische statistische Auswertung vornimmt, liegen keine konkreten
Evaluationsergebnisse aus Niederbayern vor.
Erkenntnisse aus der Evaluation liegen noch nicht vor. Aus der
Betrachtung des bisherigen Verlaufs des Projekts lässt sich jedoch bereits
feststellen, dass persönliche Kontakte der Koordinatoren zur Schulaufsicht in
den einzelnen Schularten unabdingbare Prozessvariablen darstellen, die das Voranschreiten
des Projekts erheblich beeinflussen.
Als Problem zeigte sich, dass auf Grund des späten Zeitpunkts zum Ende
des letzten Schuljahres und wegen der fehlenden Rechtsgrundlage (entsprechendes
KMS kam erst im November) sich in manchen Bereichen die Schulaufsicht/die
Dienstvorgesetzten nicht in der Lage sah(en), die Anrechungsstunden im
gewünschten Umfang zu gewähren. Dadurch konnte in Mittelfranken der Rahmen der
30 Anrechnungsstunden nicht voll ausgeschöpft werden. Umso mehr ist das hohe
Engagement der Referenten zu würdigen, demzufolge das doch sehr umfangreiche
Angebot zustande kommen konnte, das den Rahmen der 30 Anrechnungsstunden deutlich
sprengt.
Erkenntnisse aus der Evaluation liegen noch nicht vor, jedoch werden
alle Teilnehmer aus den Fortbildungsveranstaltungen abgefragt.
Für das zweite Jahr des Modellprojekts ist geplant, noch mehr Lehrkräfte
mit Zusatzqualifikation miteinzubeziehen, um regionale Ressourcen stärker zu
berücksichtigen. Deshalb wurden im Januar 2003 44 Kollegen als mögliche
Referenten angeschrieben.
Des weiteren ist beabsichtigt, im nächsten Jahr unbedingt ein
arbeitsmedizinisches Angebot, beispielsweise an einer Art Modellschule, zu
erproben, wofür aber erst von administrativer Seite die Voraussetzungen
geschaffen werden müssen. Die Idee einer Beratungshotline besteht ebenfalls.
Auch soll der Katalog bereits im September fertig vorliegen, wobei im
nächsten Jahr eine andere Art der Verbreitung gesucht und noch stärker die
Möglichkeiten des Internets genutzt werden sollen. Auch die Art der
Ausschreibung wird neu überdacht. Die Erfahrungen aus dem ersten Durchgang
werden dann eingearbeitet, wenn Ergebnisse bzgl. der Nachfrage und
Rückmeldungen der Teilnehmer vorliegen.
Bei der Ausschreibung von Supervision ist z.B. an ein Angebot für
Klassenteams gedacht; im nächsten Durchlauf werden neben schulartübergreifenden
auch mehr schulartspezifische Veranstaltungen angeboten werden.
Auch die Kooperation mit Universität und B.A.D wird wohl eine
Fortsetzung erfahren: So soll der Kongressgedanke auch im Frühjahr 2004 als Art
Abschlussveranstaltung des Modellprojekts in Niederbayern fortgeführt werden.
-
Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit
-
Einbeziehung der
Personalvertretungen
-
Einbeziehung der regionalen
Vertretungen der Lehrerverbände
-
Vergrößerung des Referentenpools
(Problem: begrenzte Anzahl der Anrechungsstunden)
-
Eine größere öffentlichkeitswirksame
Veranstaltung
-
Einrichtung einer Hotline
Nicht nur die Information über die Angebote, sondern auch die
Bewusstseinsbildung über die Zielrichtung und die Intentionen des Projekts
müssen noch weiter „an den Mann/die Frau“ gebracht werden.
Öffentlichkeitsarbeit erfolgt über die regionalen Medien und über die
Lehrerverbände. Ein „Gesundheitstag“ in Kooperation mit den Verbänden (insbes.
BLLV) wird angestrebt.
In allen drei Regierungsbezirken wurden von den verantwortlichen
Koordinatoren für den Modellversuch auf der Basis der Fragebogenerhebung in
Niederbayern und langjähriger eigener
Unterrichts- und schulpsychologischer Beratungstätigkeit schulartübergreifende,
problem- und klientenzentrierte sowie wissenschaftsgestützte
Fortbildungsangebote bereitgestellt und mit der Durchführung der Maßnahmen
begonnen. Die schulartübergreifende Kompetenz der Koordinatoren muss
gewährleistet, ihre Unterstützung durch die Dienstaufsicht und durch
Schulleiter sowie die Bereitstellung von Strukturen/Informationskanälen muss
optimiert werden (Kooperation mit den staatlichen Schulberatungsstellen, den
Ministerialbeauftragten, den Regierungen und Schulämtern).
Neben der Rekrutierung bewährter schulischer Beratungsfachkräfte müssen
auch Mittel zur Einbeziehung außerschulischer Experten (Psychologen,
Psychotherapeuten, Psychiater) bereitgestellt werden, da die Akzeptanz von
Kollegen als Berater bei einer Anzahl von Lehrkräften nicht gegeben ist.
Die Bereitschaft von Lehrkräften, sich für auftretende Schwierigkeiten
in Unterricht und Erziehung fachliche und psychologische Unterstützung zu
holen, ist gegeben. Auch die Bereitschaft zur therapeutischen Behandlung bei
anhaltenden Problemen in der Schule und/oder im Privatbereich ist nach Aussagen
von therapeutischen Experten vorhanden, wenn Anonymität und strikte
Vertraulichkeit bei der Inanspruchnahme von Supervisions- und
Coaching-Angeboten verbürgt werden (z.B. Anmeldungen nicht über
Dienstvorgesetzte).
Für mehrtägige Veranstaltungen muss in dringenden Fällen
Unterrichtsbefreiung gewährt und der Unfallschutz für Nachmittagsangebote muss
geregelt werden.
Da wissenschaftliche Untersuchungen keine Altersabhängigkeiten bei der
Thematik „Lehrergesundheit“ festgestellt haben (Schaarschmidt), müssen
berufsbegleitende Fortbildungs-, Supervisions- und Therapiemaßnahmen bereits
mit Beginn der Berufstätigkeit angeboten werden.
Wissenschaftliche Untersuchungen zu Bedingungsfaktoren von
Burn-out-Problemen und Frühpensionierungen von Lehrkräften müssen (wenn
ausreichend vorhanden) in Zukunft stärker die Grundlage für die Inhalte von
Fortbildungsangeboten, Supervisionsgruppen und Therapie-Angeboten bilden.
Die bisher angebotenen Maßnahmen müssen daraufhin untersucht werden,
inwieweit sie der Lehrergesundheit dienen, d.h. inwieweit sie Risiken
vermindern und Ressourcen stärken (es sollten nicht alle und auf allen Ebenen
angebotenen Fortbildungsmaßnahmen unter „Maßnahmen zur Förderung der
Lehrergesundheit“ subsumiert werden).
Die angewandten Lehr-, Beratungs-, Supervisions- und Therapiemethoden
müssen auf ihre Effizienz, ihre „Erwachsenengemäßheit“ und mögliche
ideologische Einflüsse hin von ausgewiesenen Fachleuten kontrolliert werden.
Fortbildungsmaßnahmen zur Lehrergesundheit dürfen weder dazu dienen,
Kollegen für schlechte Rahmenbedingungen fit zu machen, aber auch nicht dazu,
Gleichgültigkeit gegenüber der Entwicklung der ihnen anvertrauten Schüler oder
gar Egozentrismus bei Lehrern zu fördern.
Eine theorie- bzw. wissenschaftsgestütze Evaluation benötigt eine:
-
Definition der Evaluationsziele
(u.a. Zielprioritäten festlegen, Methodenprobleme,...)
-
Planungs- und Vorbereitungsphase
(Teilnehmer-Kreis, Messinstrumente, Datenanalyse..)
-
Durchführungsphase
(Stichprobenrekrutierung, Datenerhebung u. –analyse,...)
-
Formative Evaluation
(Ergebnisrückmeldung an Evaluationsteilnehmer)
-
Summative Evaluation
(Zusammenfassende Darstellung der Eval.-befunde)
-
Praktische Umsetzung der
Evaluationsbefunde (Konsequenzen)
Mit dieser Aufgabe sollte eine Universität beauftragt werden.
Die oberste Dienstaufsicht muss dringend dafür sorgen, dass alle
Schulleiter und Lehrkräfte von den Maßnahmen zur Lehrergesundheit erfahren
(z.B. Thema im Lehrer-Info, in Dienst-Rundschreiben, usw.), damit diese sich
mit den Angeboten auseinandersetzen
können.
Wenn mit dem Projekt „Lehrergesundheit und Berufszufriedenheit“ Lehrern wirklich
geholfen werden soll, sind von den politischen Entscheidungsträgern auch die
dafür notwendigen Mittel bereitzustellen.