Aus dem Tätigkeitsbericht 2003 der neun staatlichen Schulberatungsstellen Bayerns:

 

            Dr. Rudolf Hänsel

Modellversuche zur „Lehrergesundheit“

 

Ausgangslage

Der Bayerische Landtag hat mit Beschluss vom 12.12.2001 die Staatsregierung aufgefordert, zur Erhaltung der Gesundheit und Dienstfähigkeit der staatlichen Lehrkräfte gezielt Präventions- und Rehabilitationsprogramme zu entwickeln und durchzuführen und darüber in den zuständigen Ausschüssen zu berichten (DRS.14/8398). Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde vom Kultusministerium ein Arbeitskreis "Lehrergesundheit" eingerichtet. Ihm gehören Kultus-, Gesundheits- und Sozialministerium, die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, die staatlichen Schulberatungsstellen, der Landesverband Bayerischer Schulpsychologen, Lehrerverbände sowie Vertreter des öffentlichen Gesundheitsdienstes und klinischer Einrichtungen an. Der Arbeitskreis bündelt die Forschungsergebnisse zu Ursachen der Lehrer-Dienstunfähigkeit und soll Präventions- sowie Therapie- und Wiedereingliederungsmaßnahmen beraten und vorschlagen. Er gliedert sich entsprechend dieser Aufgabenbereiche in drei Arbeitsgruppen:

-  Möglichkeiten für präventive Maßnahmen

-    Kooperation Schule und Medizin zur Verbesserung der Informationen über den Arbeitsplatz Schule

-    Effiziente Kur- und Rehamaßnahmen.

In einem KMS vom 8. November 2002 beauftragte das Kultusministerium zudem die Ministerialbeauftragten für Gymnasien in Niederbayern, Mittelfranken und Oberpfalz mit der Durchführung eines vorerst auf zwei Jahre begrenzten Modellprojektes „Lehrergesundheit". Für jeden Regierungsbezirk wurde eine Koordinatorin bzw. ein Koordinator benannt, der die Funktion eines Fachmitarbeiters beim Ministerialbeauftragten erhielt: für den Regierungsbezirk Niederbayern Frau StRin Marion Hasenöhrl, für den Regierungsbezirk Mittelfranken Herr OStR Roland Zerpies und für den Regierungsbezirk Oberpfalz Herr StD Norbert Hirschmann. Sie sollten die Modellprojekte koordinieren, mit den drei Arbeitskreisen „Lehrergesundheit" sowie mit dem Arbeitskreis Schulpsychologie am ISB zusammenarbeiten und vor allem konkrete Fortbildungsmaßnahmen ausarbeiten und vorschlagen. Weiterhin sollten die drei Koordinatoren der Modellprojekte die staatlichen Schulberatungsstellen über alle geplanten und durchgeführten Maßnahmen informieren und regelmäßig an den relevanten Dienstbesprechungen der Schulberatungsstellen teilnehmen.

Die nachfolgenden Ausführungen über die Einrichtung und den gegenwärtigen Stand der drei Modellversuche zur Lehrergesundheit stützen sich auf vor kurzem verfasste Zwischenberichte der drei Koordinatoren über die laufenden Projekte.

Konzepterstellung

Gegen Ende des Schuljahres 2001/2002 wurde in allen drei Regierungsbezirken mit der konzeptionellen Arbeit, der Planung von Maßnahmen zur Lehrergesundheit begonnen. Da zunächst noch keine konkreten Erhebungsdaten zu Ursachen der häufigen Dienstunfähigkeit von Lehrern in Bayern vorlagen, basierte die Auswahl von geplanten Maßnahmen erst einmal auf Alltagshypothesen zu Ursachen schwindender Lehrergesundheit. So war man sich einig, dass, um die Berufszufriedenheit der Lehrkräfte zu verbessern und damit ihre physische und psychische Gesundheit zu erhalten, Fortbildungsmaßnahmen angeboten werden mussten, die zur Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit beitrugen und zu ihrer Entlastung (z.B. durch Teamarbeit und Schul- und Unterrichtsentwicklung). Die Maßnahmen sollten sowohl präventiv als auch kurativ wirken.

Schwerpunkte der Modellprojekte sollten deshalb u. a. sein: die Information der Lehrkräfte (z. B. durch themenzentrierte Fortbildungen und pädagogische Konferenzen), die Befähigung zur Kooperation und Teamarbeit (z.B. durch den Ausbau kollegialer Praxisberatung), die Stärkung der Alltagsressourcen (z.B. durch Trainingsprogramme und Möglichkeiten der Reflexion schwieriger Erziehungsfragen) und die Erarbeitung neuer Sicht- und Handlungsweisen bei Problemen durch Einzelfall- und Gruppensupervision.

Dieses anspruchsvolle Vorhaben war nur zu realisieren durch Kooperation, d. h. durch die Ein­beziehung schulinterner Fachkräfte/Unterstützungssysteme (Schulpsychologen und Lehr­­kräfte mit Zusatzqualifikationen), externer Fachkräfte und arbeitsmedizinischer Fachkompetenz sowie die Einbeziehung der Dienstaufsichten und von Wissenschaftlern der Universität. 

Bedarfsfeststellung per Fragebogenaktion

In Niederbayern startete Frau Hasenöhrl Anfang Juli 2002 eine aufwendige freiwillige, anonyme Fragebogenaktion unter den Lehrkräften aller Schularten, um deren Fortbildungsbedarf „zu allgemeinen fächerübergreifenden Fragestellungen im pädagogisch-psycholo­gi­schen Bereich“ zu erfassen.  Die Auswertung von 2878 Rückmeldungen schuf schließlich eine fundierte Basis für die weitere Planung der Maßnahmen. Den größten Fortbildungsbedarf meldeten die befragten Lehrkräfte – unabhängig von der Schulart – bei den Themenkomplexen „Umgang mit schwierigen Schülern“ und „Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern“ an. Dieses Ergebnis wird durch wissenschaftliche Forschungsresultate z. B. von Prof. Schaarschmidt bestätigt: „Auf die Frage nach den belastendsten schulischen Arbeitsbedingungen stehen generell die folgenden drei Faktoren an der Spitze: das Verhalten schwieriger Schüler, die Klassenstärke und die Stundenzahl.“ (Zusammenfassung der Kongressbeiträge Uni Passau v. 7.12.02 s. www.phil.uni-passau.de) Weiterer Fortbildungsbedarf wurde zu den Themen ADS, Konflikttraining und Gewaltprävention angemeldet.

Auswahl der Referenten für die Fortbildungsmaßnahmen

In allen drei Regierungsbezirken konnten Schulpsychologinnen und –psychologen (viele mit Zusatzausbildung zum Supervisor/zur Supervisorin) und Lehrkräfte mit Zusatzqualifikationen (z. B. Beratungslehrkräfte, Moderatoren, Gordontrainer, TZI-Fachleute) als Referenten für die Fortbildungsveranstaltungen im Rahmen der Modellversuche gewonnen werden.

Kongress „Berufszufriedenheit und Stressbewältigung“ in Passau

Am 7.12.2002 fand an der Universität Passau, Zentrum für Lehrerbildung und Fachdidaktik,  das „Erste Forum Berufszufriedenheit und Stressbewältigung“ statt. Es war ein Kooperations-Projekt der Koordinatorin des Modellversuchs für Niederbayern, Frau Hasenöhrl, mit der staatlichen Schulberatungsstelle für Niederbayern, dem Ministerialbeauftragten für Gymnasien in Niederbayern, des Berufsgenossenschaftlichen Arbeitsmedizinischen und Sicherheitstechnischen Dienstes B.A.D. sowie der Universität Passau.

Drei Grundsatzreferate zur Thematik, Workshops und Gesprächsforen gaben den etwa 650 teilnehmenden Lehrkräften, Beratungsfachkräften und anderen interessierten Personen ausführlich Gelegenheit, sich über die Modellversuche in Niederbayern, Mittelfranken und Oberpfalz zu informieren (s. www.phil.uni-passau.de/schulpaed/plm/doku.htm).

Laufende Maßnahmen

Niederbayern

Die meist schulartübergreifenden Maßnahmen in Niederbayern stehen laut Anschreiben an die Kolleginnen und Kollegen vom Oktober 2002 „im Dienste der präventiven Gesundheitspflege und setzen in diesem Schuljahr auf der personenbezogenen Ebene an. Es handelt sich hier­bei um Angebote wie

Mittelfranken

Zu den bereits laufenden Maßnahmen in Mittelfranken zählen v.a.: Supervisionsgruppen, Klassengespräche, Fortbildungen zu Stressmanagement, Kurse für Referendare, Fortbildung für Praktikumslehrkräfte.

Oberpfalz

Die Veranstaltungen zur Lehrergesundheit in der Oberpfalz sind z. T. Mitte Januar 2003 angelaufen:

-          Supervisionsgruppen: 8–10 Gruppen, veranstaltet meist in den Mittelzentren (AM, WEN, TIR, R)

-          Coaching von Führungskräften: noch eher selten

-          Gesprächskreis/Fallbesprechungsgruppe/Kollegiale Praxisberatung: mit verschiedenen Einzelkollegien vereinbart

-          Thematische Fortbildung: Veranstaltungen zu Mobbing, Krisenmanagement durchgeführt bzw. angefragt

-          Stressbewältigung/Entspannung: Lehrergruppe hat begonnen; ganztägige Veranstaltung zu Stressmanagement im März geplant

-          Konflikt- und Kommunikationstraining: „Elterngespräche“ in zwei Schulamtsbezirken vereinbart; Konfliktmanagement-Veranstaltung in Regensburg veranstaltet

-          Einzelberatung: Zahlreiche Beratungen laufen (besondere Vertraulichkeit notwendig!)

-          Organisationsentwicklung: Anfragen von 5 Schulen, feste Vereinbarung an einer, bereits durchgeführt an einer weiteren Schule.

Entwicklung der Teilnehmerzahlen und Akzeptanz der Maßnahmen

Niederbayern

Da auf Grund der knappen Terminierung des Projekts die meisten Veranstaltungen erst im Januar/Februar 2003 angelaufen sind, lässt sich über Akzeptanz und konkrete Teilnehmerzahlen nur ein äußerst vages Bild gewinnen.

In einer Dienstbesprechung am 10.1.03 für die Referenten des Modellprojekts zeigt ein erster Erfahrungsaustausch z.T. regionale und schulartspezifische Unterschiede in der Nachfrage nach Supervision, wobei z.T. auch eher Teil-Kollegien im Sinne der Teamentwicklung  Interesse bekunden. Generell wird zu bedenken gegeben, ob nicht auch die Veranstaltungen stärker nach Schularten getrennt in Betracht gezogen werden sollten.

Einige themenzentrierte Veranstaltungen sind voll, andere - wie z. B. Supervisionsgruppen -  haben nur zögerlichen Zulauf, auch wenn laut Fragebogenaktion der Bedarf als hoch eingestuft wurde. Kollegiale Fallbesprechungen scheinen eher auf schulhausinternes Interesse zu stoßen. Die Resonanz auf schulartübergreifende Fortbildungsveranstaltungen ist eher gering. Gefragt sind anscheinend auch reine Informationsveranstaltungen zu Themen wie „Disziplinprobleme, Legasthenie". (Einzel-)Coaching ist ebenfalls gefragt, wobei hier die vorhandenen Angebote nicht auszureichen scheinen. Geklärt werden muss grundsätzlich die Genehmigung mehrtägiger Veranstaltungen. Hier gab es bereits bei der Ausschreibung bzgl. der Freistellung der Teilnehmer Probleme.

Mittelfranken

Die Maßnahmen werden gut akzeptiert, die Teilnehmerzahlen z.B. bei vielen Supervisionsgruppen bewegen sich eher an der Obergrenze (10 Personen). Von der Schulaufsicht insbesondere im Bereich der Volksschulen, Förderschulen und beruflichen Schulen wird sogar befürchtet, dass bei größerem Bekanntheitsgrad der Bedarf die Möglichkeiten der Referenten übersteigen dürfte. Ein weiterer Beleg für die gute Akzeptanz des Projekts sind vorliegende Anfragen aus benachbarten Regierungsbezirken. Kritik wird insbesondere in der Form geäußert, dass die – inhaltlich für wichtig angesehenen – Maßnahmen einseitig die Belastungsfähigkeit der Kollegen verbessern soll, dass aber anderseits strukturelle Maßnahmen des Staatsministeriums nicht im gleichen Maß sichtbar werden.

Oberpfalz

Mit Erscheinen der KMS (Mitte November 2002) wurde die Geschäftsgrundlage für den Beginn des Projekts gelegt. Daraufhin konnten erst kurz vor den Weihnachtsferien die Informationen über die Angebote erfolgen. Mittlerweile sind v.a. die fortlaufenden Gruppenangebote angelaufen; besonders gut werden die Supervisionsgruppen akzeptiert (Gruppenobergrenze: 10 Personen).

Regionale Verteilung der Maßnahmen

Niederbayern

Im Regierungsbezirk Niederbayern wurde auf eine möglichst flächendeckende Verteilung der Angebote geachtet, sie ist aber noch nicht erreicht.

Mittelfranken

In Mittelfranken ist durch die Verteilung der erfahrenen Schulpsychologen vor allem auf den Großraum Nürnberg – Erlangen – Fürth momentan eine nicht völlig flächendeckende Versorgung mit Referenten für Mittelfranken gegeben. Durch die zeitlich relativ späte Ausweisung der Anrechnungsstunden konnten einige Kollegen nicht mehr von ihren Dienstvorgesetzten für das Projekt freigestellt werden. Nach und nach sollte eine gleichmäßigere Versorgung angestrebt werden.

Verteilung der Maßnahmen auf Schularten (schulartübergreifend/-spezifisch)

Niederbayern

Der Angebotskatalog für Niederbayern enthält 39 ausgeschriebene Veranstaltungen, die nach Vorgabe des Ministeriums zum größten Teil schulartübergreifend angeboten werden. Daneben finden sich auch Angebote für einen bestimmten Personenkreis, z.B. für Schulleiter, Beratungslehrkräfte, Seminarlehrer und für Personen in verschiedenen Phasen der Lehrerbildung.

Mittelfranken

Die Maßnahmen sind einigermaßen gleichmäßig auf die Schularten verteilt. Schwerpunkte liegen im Bereich der Volksschulen. Ein besonders hohes Interesse wird aus dem beruflichen Schulwesen signalisiert, hier sind die Maßnahmen allerdings noch in der Planung und werden im zweiten Schulhalbjahr verstärkt angeboten.

Oberpfalz

Verteilung auf Kollegien bzw. Lehrkräfte aller Schularten; Schwerpunkte insbesondere im Hauptschul- und Berufsschulbereich feststellbar.

 

Erste vorläufige Teilnehmer-Rückmeldungen/Evaluierungsergebnisse

Niederbayern

Nachdem von Anfang an auch von Seiten der Referenten großes Interesse an einer Evaluierung der Veranstaltungen bestand, die Kontaktaufnahme mit dem Zentrum für Lehrerbildung und Fachdidaktik an der Universität Passau in diesem Punkt auf Grund der Neubesetzung der empirischen Abteilung bislang aber keine Ergebnisse brachte und auch sonst kein Instrumentarium vorgegeben war, erschien es dem Team zweckmäßig, ein eigenes Evaluationsinstrument zu entwickeln.

In Anlehnung an den SEI (Supervisions-Evaluations-Inventar von Schneider & Müller (1995) und Beer (1997) wurde eine modifizierte Version nach eingehender Diskussion, dem Wunsch der Referenten gemäß, auf einen einseitigen Rückmeldebogen zusammengefasst, der sowohl quantitative als auch qualitative Kriterien erfassen soll und gleichzeitig Wirkungsaspekte bzgl. der Berufszufriedenheit berücksichtigt.

Der Evaluationsbogen wurde auch an die beiden Koordinatoren aus Mittelfranken und der Oberpfalz weitergegeben.

Da die Veranstaltungen erst angelaufen sind und noch nicht geklärt ist, wer die empirische statistische Auswertung vornimmt, liegen keine konkreten Evaluationsergebnisse aus Niederbayern vor.

Mittelfranken

Erkenntnisse aus der Evaluation liegen noch nicht vor. Aus der Betrachtung des bisherigen Verlaufs des Projekts lässt sich jedoch bereits feststellen, dass persönliche Kontakte der Koordinatoren zur Schulaufsicht in den einzelnen Schularten unabdingbare Prozessvariablen darstellen, die das Voranschreiten des Projekts erheblich beeinflussen.

Als Problem zeigte sich, dass auf Grund des späten Zeitpunkts zum Ende des letzten Schuljahres und wegen der fehlenden Rechtsgrundlage (entsprechendes KMS kam erst im November) sich in manchen Bereichen die Schulaufsicht/die Dienstvorgesetzten nicht in der Lage sah(en), die Anrechungsstunden im gewünschten Umfang zu gewähren. Dadurch konnte in Mittelfranken der Rahmen der 30 Anrechnungsstunden nicht voll ausgeschöpft werden. Umso mehr ist das hohe Engagement der Referenten zu würdigen, demzufolge das doch sehr umfangreiche Angebot zustande kommen konnte, das den Rahmen der 30 Anrechnungsstunden deutlich sprengt.

Oberpfalz

Erkenntnisse aus der Evaluation liegen noch nicht vor, jedoch werden alle Teilnehmer aus den Fortbildungsveranstaltungen abgefragt.

Grobplanungen für Schuljahr 2003/2004

Niederbayern

Für das zweite Jahr des Modellprojekts ist geplant, noch mehr Lehrkräfte mit Zusatzqualifikation miteinzubeziehen, um regionale Ressourcen stärker zu berücksichtigen. Deshalb wurden im Januar 2003 44 Kollegen als mögliche Referenten angeschrieben.

Des weiteren ist beabsichtigt, im nächsten Jahr unbedingt ein arbeitsmedizinisches Angebot, beispielsweise an einer Art Modellschule, zu erproben, wofür aber erst von administrativer Seite die Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Die Idee einer Beratungshotline besteht ebenfalls.

Auch soll der Katalog bereits im September fertig vorliegen, wobei im nächsten Jahr eine andere Art der Verbreitung gesucht und noch stärker die Möglichkeiten des Internets genutzt werden sollen. Auch die Art der Ausschreibung wird neu überdacht. Die Erfahrungen aus dem ersten Durchgang werden dann eingearbeitet, wenn Ergebnisse bzgl. der Nachfrage und Rückmeldungen der Teilnehmer vorliegen.

Bei der Ausschreibung von Supervision ist z.B. an ein Angebot für Klassenteams gedacht; im nächsten Durchlauf werden neben schulartübergreifenden auch mehr schulartspezifische Veranstaltungen angeboten werden.

Auch die Kooperation mit Universität und B.A.D wird wohl eine Fortsetzung erfahren: So soll der Kongressgedanke auch im Frühjahr 2004 als Art Abschlussveranstaltung des Modellprojekts in Niederbayern fortgeführt werden.

Mittelfranken

-       Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit

-       Einbeziehung der Personalvertretungen

-       Einbeziehung der regionalen Vertretungen der Lehrerverbände

-       Vergrößerung des Referentenpools (Problem: begrenzte Anzahl der Anrechungsstunden)

-       Eine größere öffentlichkeitswirksame Veranstaltung

-       Einrichtung einer Hotline

Oberpfalz       

Nicht nur die Information über die Angebote, sondern auch die Bewusstseinsbildung über die Zielrichtung und die Intentionen des Projekts müssen noch weiter „an den Mann/die Frau“ gebracht werden. Öffentlichkeitsarbeit erfolgt über die regionalen Medien und über die Lehrerverbände. Ein „Gesundheitstag“ in Kooperation mit den Verbänden (insbes. BLLV) wird angestrebt.

Vorläufige Würdigung und weiterführende Gedanken

Koordinatoren

In allen drei Regierungsbezirken wurden von den verantwortlichen Koordinatoren für den Modellversuch auf der Basis der Fragebogenerhebung in Niederbayern und  langjähriger ei­ge­ner Unterrichts- und schulpsychologischer Beratungstätigkeit schulartübergreifende, problem- und klientenzentrierte sowie wissenschaftsgestützte Fortbildungsangebote bereitgestellt und mit der Durchführung der Maßnahmen begonnen. Die schulartübergreifende Kompetenz der Koordinatoren muss gewährleistet, ihre Unterstützung durch die Dienstaufsicht und durch Schulleiter sowie die Bereitstellung von Strukturen/Informationskanälen muss optimiert werden (Kooperation mit den staatlichen Schulberatungsstellen, den Ministerialbeauftragten, den Regierungen und Schulämtern).

Referenten

Neben der Rekrutierung bewährter schulischer Beratungsfachkräfte müssen auch Mittel zur Einbeziehung außerschulischer Experten (Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater) bereitgestellt werden, da die Akzeptanz von Kollegen als Berater bei einer Anzahl von Lehrkräften nicht gegeben ist.

Zielgruppe/Lehrkräfte

Die Bereitschaft von Lehrkräften, sich für auftretende Schwierigkeiten in Unterricht und Erziehung fachliche und psychologische Unterstützung zu holen, ist gegeben. Auch die Bereitschaft zur therapeutischen Behandlung bei anhaltenden Problemen in der Schule und/oder im Privatbereich ist nach Aussagen von therapeutischen Experten vorhanden, wenn Anonymität und strikte Vertraulichkeit bei der Inanspruchnahme von Supervisions- und Coaching-Angeboten verbürgt werden (z.B. Anmeldungen nicht über Dienstvorgesetzte).

Für mehrtägige Veranstaltungen muss in dringenden Fällen Unterrichtsbefreiung gewährt und der Unfallschutz für Nachmittagsangebote muss geregelt werden.

Da wissenschaftliche Untersuchungen keine Altersabhängigkeiten bei der Thematik „Lehrergesundheit“ festgestellt haben (Schaarschmidt), müssen berufsbegleitende Fortbildungs-, Supervisions- und Therapiemaßnahmen bereits mit Beginn der Berufstätigkeit angeboten werden.

Inhalte und Methoden

Wissenschaftliche Untersuchungen zu Bedingungsfaktoren von Burn-out-Problemen und Frühpensionierungen von Lehrkräften müssen (wenn ausreichend vorhanden) in Zukunft stär­ker die Grundlage für die Inhalte von Fortbildungsangeboten, Supervisionsgruppen und Therapie-Angeboten bilden.

Die bisher angebotenen Maßnahmen müssen daraufhin untersucht werden, inwieweit sie der Lehrergesundheit dienen, d.h. inwieweit sie Risiken vermindern und Ressourcen stärken (es sollten nicht alle und auf allen Ebenen angebotenen Fortbildungsmaßnahmen unter „Maßnahmen zur Förderung der Lehrergesundheit“ subsumiert werden).

Die angewandten Lehr-, Beratungs-, Supervisions- und Therapiemethoden müssen auf ihre Effizienz, ihre „Erwachsenengemäßheit“ und mögliche ideologische Einflüsse hin von ausgewiesenen Fachleuten kontrolliert werden.

Fortbildungsmaßnahmen zur Lehrergesundheit dürfen weder dazu dienen, Kollegen für schlechte Rahmenbedingungen fit zu machen, aber auch nicht dazu, Gleichgültigkeit gegenüber der Entwicklung der ihnen anvertrauten Schüler oder gar Egozentrismus bei Lehrern zu fördern.

Evaluierung der Modellversuche

Eine theorie- bzw. wissenschaftsgestütze Evaluation benötigt eine:

-          Definition der Evaluationsziele (u.a. Zielprioritäten festlegen, Methodenprobleme,...)

-          Planungs- und Vorbereitungsphase (Teilnehmer-Kreis, Messinstrumente, Datenanalyse..)

-          Durchführungsphase (Stichprobenrekrutierung, Datenerhebung u. –analyse,...)

-          Formative Evaluation (Ergebnisrückmeldung an Evaluationsteilnehmer)

-          Summative Evaluation (Zusammenfassende Darstellung der Eval.-befunde)

-          Praktische Umsetzung der Evaluationsbefunde (Konsequenzen)

Mit dieser Aufgabe sollte eine Universität beauftragt werden.

Rahmenbedingungen (KM/Landtag)

Die oberste Dienstaufsicht muss dringend dafür sorgen, dass alle Schulleiter und Lehrkräfte von den Maßnahmen zur Lehrergesundheit erfahren (z.B. Thema im Lehrer-Info, in Dienst-Rundschreiben, usw.), damit diese sich mit den Angeboten auseinandersetzen  können.

Wenn mit dem Projekt „Lehrergesundheit und Berufszufriedenheit“ Lehrern wirklich geholfen werden soll, sind von den politischen Entscheidungsträgern auch die dafür notwendigen Mittel bereitzustellen.