BAYERNKURIER Jahrgang 56, Nr. 44, 05. November 2005 - aus Rubrik
CSU-INTERN
Wege zu den Hochschulen ebnen
Landesversammlung des Schul-Arbeitskreises in Augsburg:
Kultusminister
Schneider nennt Ziele bayerischer Bildungspolitik
Augsburg – Mehr junge Menschen als bisher sollen Zugang zu den
Hochschulen bekommen. Dieses Ziel nannte Kultusminister Siegfried Schneider in
Augsburg beim Bildungskongress des CSU-Arbeitskreises für Schule und Bildung. Er
bezeichnete den zweiten Bildungsweg als eine der zentralen Aufgaben.
Ein Treffen von Experten, Lehrern und Politikern in der Stadt, „die schon
immer auf Bildung gesetzt hat“, so Augsburgs CSU-Chef Bernd Kränzle – da kann es
nur um Visionen für die Schulen in Bayern gehen. In der Tat skizzierte Schneider
die Grundrisse einer Bildungspolitik, die Bayerns hervorragende Position auf
diesem Feld noch ausbauen soll.
In seinem Grundsatzreferat sprach Schneider den Lehrern seinen „hohen
Respekt“ aus und erinnerte an die Herausforderungen: Es gehe um „die Schule von
heute für die Welt von morgen“. Für den „Wettbewerb des Wissens“, den zu
gestalten CSU-Generalsekretär Markus Söder zu Beginn aufgerufen hatte, sieht
Schneider das bayerische Bildungswesen grundsätzlich gut gerüstet. Nicht nur
Gymnasien und Realschulen liegen über dem bundesdeutschen Durchschnitt, auch in
den Hauptschulen herrsche eine „andere Leistungsdichte“. Schneider zog eine gute
Bilanz des mehrgleisigen bayerischen Bildungswesens, das sich durch Perspektiven
in jedem Zweig auszeichne: „Es gibt keine Sackgassen.“
Allerdings muss nach Vorstellung des Oberbayerns noch etwas Werbung für die
alternativen Wege zum Abitur gemacht werden. Entscheidungen, die Weichen fürs
Leben stellten, müssten nicht schon zum Ende der Grundschule getroffen werden.
Nur für jeden fünften Grundschüler im Freistaat geht derzeit die Reise zum
Gymnasium.
Der Kultusminister unterstrich jedoch seine Absicht, deutlich mehr
jungen Menschen als bisher den Weg zu den Hochschulen zu ebnen. Unter anderem
kündigte er an, einen Schulversuch auszuweiten, der sich nach Schneiders Worten
bewährt hat. Im Rahmen dieses Projektes konnte an 20 Fachober- und
Berufsoberschulen – dort können Schüler im Normalfall nur die eingeschränkte
Hochschulreife erwerben – in einer 13. Klasse die allgemeine Hochschulreife
erreichen.
Nach den Plänen Schneiders werden Bayerns Schulen bis 2008 noch
besser auf den weltweiten Wettbewerb in Ausbildung und Wissen gerüstet. So
sollen Fachober- und Berufsoberschulen zusammengefasst werden. In der
Grundschule könnten begabte Kinder künftig verstärkt die Möglichkeit bekommen,
die erste und zweite Klasse in einem Jahr zu absolvieren. Dadurch würden auch
Kapazitäten frei, die für Förderstunden an „Brennpunktschulen“ verwendet werden
könnten. Schneider sprach sich zudem für Intensivierungsstunden an Gymnasien
aus.
Schneider unterstützt nicht nur das Prinzip „Fördern und Fordern“,
sondern setzt sich auch für Förderung bereits vor der Schule ein, mit
Konzentration auf die deutsche Sprache. Insbesondere sprach sich der Minister
für einen Abbau des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts aus.
Hohe Wichtigkeit misst Schneider der Ausbildung sozialer Fähigkeiten bei. Es
gehe nicht nur ums Hirn, sondern auch um Herz und Charakter, sagte der
Eichstätter, der die Vermittlung von Sekundärtugenden begrüßt: „Ohne
Pünktlichkeit scheitert man nicht nur in der Schule, man scheitert auch im
Beruf.“
CSU-Generalsekretär Söder sprach dem noch jungen Gremium, das seit einem Jahr
Experten für Bildung, Schule und Sport vereint, ein hohes Lob aus. „Der
Arbeitskreis ist ein bisschen jünger als mein Sohn, und der rennt schon ganz
flott herum. Ich finde, der Arbeitskreis läuft auch schon sehr gut.“
Diskussionsforen
Engagiert wurde auf der Landesversammlung des Arbeitskreies Schule und
Bildung diskutiert. In vier Fachforen brachten sich Experten aus Schule,
Hochschule, Wirtschaft und Politik ein.
Eine Zusammenfassung:
Schule als Lebensraum
Schüler und Lehrer sollen sich
wohlfühlen. Dass die Schule mehr denn je ein Lebensraum ist, wird durch den
Ausbau der Ganztagesschule deutlich. Entsprechende Angebote sollen ausgebaut
werden.
Selbstständige Schule
Ziel ist eine autonome Schule vor
Ort, in der der Staat die Ziele und Rahmenbedingungen festlegt. Den Schulen
sollte daher mehr Selbstständigkeit gegeben werden. Notwendig für den
Reformprozess sind eine interne sowie externe Evaluation. Weiterhin müssen
Netzwerke und Schulverbünde aufgebaut werden, ohne die Auflösung beispielsweise
der Grundschulen vor Ort.
Die Steigerung von Unterrichtsqualität muss stets
im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen. Eine Vergleichbarkeit zwischen den
Schulen muss stets gewährleistet sein.
Weiterhin muss der steigenden
Arbeitsbelastung der Lehrkräfte Rechnung getragen werden. Es kann nicht sein,
dass bei einer zunehmenden Selbstständigkeit der Schulen alles nur nach unten
verlagert wird, ohne notwendige Ressourcen bereit zu stellen. Hier müssen alle
Ebenen miteinander tätig werden. Die Berufsschulen bitten darum, eine
Budgetierung pro Kopf und nicht pro Klasse durchzuführen. Als wichtigster Punkt
wurden Auswahl und Schulung der Führungskräfte angesehen. Im Volksschulbereich
wurde darauf verwiesen, dass Schulleitungen entlastet werden müssen und nicht
mehr hauptsächlich Lehrkräfte sein können, die „nebenbei“ die Schule leiten.
Projekte zur Steigerung des Ansehens des Lehrberufs sollten durchgeführt werden.
Oberstufe reformieren
Die gegenwärtige Oberstufe
verursacht eine zu große Heterogenität des Vorwissens.
Die wirtschaftlich
und damit auch sozial prekäre Lage Deutschlands ist nur dann zu verbessern, wenn
die Physik, Grundlage des Ingenieurwesens und des Erfindergeistes, eine
Aufwertung in der öffentlichen Wertschätzung und in der Oberstufe erhält.
Zwischen Oberstufe und Hochschule ist eine bessere Verzahnung organisatorisch
wie personell nötig.
Anspruch an Auszubildende
Wirtschaftsbetriebe bemängeln
Schwächen im Kopfrechnen, der deutschen Sprache sowie unzureichende schriftliche
Ausdrucksfähigkeit. Stützunterricht an Hauptschulen ist daher sinnvoll.