Zwischenbilanz der AG in Stichworten:      

(Ergebnis der Sitzung am 25. Okt. 05; Berücksichtigung des Forums III in Augsburg;  
vom Landesvorstand des AKS am 25. Jan. 06 mit großer Mehrheit zur Weitergabe gebilligt.)

1. Einige Vormerkposten aus der Ausgangslage:

1.1. Trotz heute schwierigem Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen wird mittel- und langfristig deren relativer Bedarf  - nicht in allen Studienrichtungen – steigen.

1.2. Die deutschen Hochschulen sind unterfinanziert: Folge: nc  u.a. für „teuere“ Studiengänge. Der nc - Apparat verschlingt Motivation, Zeit- und Personalressourcen

1.3. Die veränderte gesellschaftliche Situation erschwert die Bildungsarbeit: Anspruchsdenken, Erziehungsdefizite, übermäßiger Medienkonsum, „Fun“ statt „Bildung“ etc. sind zwar nur Schlagwörter – dieser Wandel muss aber für die zukünftige Bildungsarbeit stärker berücksichtigt werden.

1.4. Eintritts- und Abschlussalter, Zahl der Studienabbrecher und der Studienfachwechsler sind entschieden zu hoch. Sie sind - trotz „Kollegstufe“ - nicht gesunken.

1.5. An den Hochschulen werden Wettbewerbselemente spürbar; sie werden selbstständiger – auch die Schulen erhalten – beim Abbau zentraler Steuerung - mehr Gestaltungsraum.

1.6. Für die Oberstufe des G 8 (10, 11 und 12)  muss ab 2008/09 ein erprobtes Konzept vorliegen, das mit der Jgst. 10 des G8 dann beginnt. Zur bundesweiten Anerkennung ist auch das KMK-Konzept sinngemäß zu erweitern oder umzugestalten.

1.7. Nachbarländer führen 5 Abiturfächer und eine andere Oberstufe ein.

1.8. Neben der Oberstufe des Gymnasiums entwickeln sich BOS und FOS13 als attraktive Wege zur Uni ohne Kurssystem, mit weitgehend fester Stundentafel.



2. Einige Probleme der Oberstufe:

2.1. Das Ungleichgewicht Leistungskurse (LK) / Grundkurse (gk)  schwächt die Motivation für eine solide Grundbildung, das Lernverhalten sowie das Lernergebnis. Die LK (43% aller Punkte) bringen viel mehr als 2 durchschnittliche gk (14,3%).

2.2. Das jetzige System lässt eine Spannweite von 7 verschiedenen Niveaus in einem Fach zu. Die Folge ist eine extreme Heterogenität des Eingangswissens der Studienanfänger, die nicht rechtzeitig wussten, was im Studium nötig ist.

2.3. Die Abwahlmöglichkeit verursacht kaum genützte „Löcher“ im Stundenplan (K13).

2.4. Die Fixierung auf die Abiturprüfung in 4 Fächern (36% Gewicht) verstellt den Blick (und die Neugier) auf die Welt der Wissenschaft in Hochschulen und Beruf.

2.5. Trotz vieler Bemühungen, die Studien- und Berufswahl besser vorzubereiten, ist die Zahl der Absolventen, die mit dem Abitur wissen, was sie studieren wollen und die Studienerfolgsquote nicht gestiegen. Es mangelt an Diagnostik, Motivation, Systematik, Hochschulbeteiligung und fester Verankerung in der Stundentafel.

2.6. Die Abiturientenquoten und Abiturdurchschnittswerte der anderen Länder werden bei den örtlichen nc-Verfahren kaum berücksichtigt (-> Nachteil bayerischer Bewerber).

2.7. Die bisher angefangenen, das Abitur ergänzenden, Eignungsfeststellungsverfahren der Hochschulen stoßen bei den Beteiligten auf gute Resonanz obwohl ihre Gütemaßstäben (z.B. Validität und Objektivität) miserabel sind.

2.8. Die Persönlichkeitsfaktoren, welche die Hochschule bei Auswahlgesprächen beim Bewerber erkennen will, sind dem Gymnasium bekannt. Dieses Wissen wird aber nicht weiterverwendet.



3. Lösungsansätze:

3.1. Investitionen zum Ausbau der Hochschulen (damit Abschaffung des nc) und des Bildungswesens insgesamt sind absolut vorrangig.

3.2. Das Studienangebot der Hochschulen ist in seinem Fächerspektrum weiter zu „optimieren“, der „Bologna-Prozess“ zügig umzusetzen.

3.3. Es sind alle sinnvollen Ansätze zur höheren Wertschätzung der Bildungsarbeit in Öffentlichkeit und Politik zu verstärken und durchzuhalten.

3.4. Es muss zur Aufgabe des Hochschullehrers werden, nicht als Hobby sondern in der Arbeitszeit, z.B. im Vertiefungsfach des konkret einzelnen Gymnasiums und in der Planungsarbeit (z.B. Abitur, Lehrplan) des Gymnasiums allgemein, aktiv zu werden.

3.5. Im Grundstudium werden „Studienräte im Hochschuldienst“ tätig, die zeitlich befristet auch an der Forschung beteiligt werden und definitiv nach 5 Jahren an das Gymnasium zurückkehren. Start spätestens mit dem ersten entfallenden Jahrgang 13.

3.6. Für die Übergangszeit mit nc ist zunächst bundesweite Transparenz zum Abitur herzustellen. Erst damit dürfen „gute“ Instrumente (valide, reliabel, objektiv) zur Ergänzung der Auswahl durch das Abitur in einzelnen Studiengängen einsetzen.

3.7. Die Langzeitbewertung durch das Abitur (bisher bester Prädiktor!) muss auch bei gemischten Verfahren ein ausreichend hohes Gewicht (mindestens 2/3) behalten.

3.8. Für eine „Neue Oberstufe“ soll ein Konzept mit nur
• einem Vertiefungsfach (vgl. BayEUG), das aus dem Fach und dem angebundenen Seminar A entsteht und dem bisherigen Leistungskurs ähnelt und nur
• einem Seminar (bisher Seminar B) entwickelt und erprobt werden.

3.9. Das Vertiefungsfach dient v. a. der Wissenschaftspropädeutik, der Vertiefung der Allgemeinbildung und der individuellen Profilierung. Das Vertiefungsfach ist frei wählbar und Abiturfach. Es ist der Ort der neuartigen Facharbeit, die nun engen Lehrplanbezug hat und nun in mehreren Etappen erstellt und präsentiert wird.

3.10. Das Seminar dient der Erweiterung der Methodenkompetenz, der systematischen  Berufs- und Studienwahlvorbereitung (BuS) und der Grundbildung. Die Gruppierung wird je nach dem Stand des Einzelnen im Prozess der BuS in Jgst. 10 vorbereitet. Das Seminar beginnt zunächst für alle verpflichtend mit BuS in 11/1 und nimmt dann andere Bereiche (vor allem solche, die das „Querdenken“ und die Öffnung nach außen fördern, z.B. innovative Technik, ökonomische Bildung) ab 11/2 bzw. 12/1 und 12/2 hinzu. Auch im Seminar erfolgen Leistungsbewertungen.

3.11. Die übrigen Fächer (Pflicht-, Wahlpflicht- und Wahlfächer) werden ohne Abwahlmöglichkeit nach 11 (Ziel: ganzheitliche Bildung einschließlich religiöser, ethischer, ästhetische Wertevermittlung und musischer Erziehung) mit einem Punkte-Additionssystem (also weiterhin keine Trennung nach Haupt- und Nebenfächern) von 11/1 bis 12/2 weitgehend im Klassenverband unterrichtet.

3.12. Eigenverantwortung erfordert Wahlmöglichkeiten, die auch die Motivation stärken. Die Wahlen für die Wahlpflicht- und Wahlfächer der Qualifikationsphase und das Vertiefungsfach sowie die Einstufung in das Seminar müssen in der Jahrgangsstufe 10, auch im Blick auf die für alle Studiengänge wichtige Grundbildung, gut vorbereitet werden. Organisatorische Gesichtspunkte und gruppendynamische Phänomene dürfen die Wahl nicht dominieren.

3.13. Das Abitur und das Vertiefungsfach dürfen weder zur Nebensache noch so hoch bewertet werden, dass die Grundbildung durch die übrigen Fächer zu kurz kommt. Alle in der zweijährigen Qualifikationsphase der dreijährigen Oberstufe erbrachten Leistungen gehen in das Abitur ein. Die Unterscheidung nach Belegung und Einbringung entfällt damit.

3.14. Abiturfächer sind das Vertiefungsfach (das kann auch ein musisches Fach oder z.B. Geschichte sein) und, soweit damit nicht bereits belegt, Deutsch, Mathematik und  Fremdsprache. Das fünfte Abiturfach ist so zu wählen, dass damit eine breite Grundbildung über die Aufgabenfelder hinweg sichtbar wird.

3.15. Als Fremdsprache im Abitur kommen alle Fremdsprachen in Betracht, die mindestens im Umfang von 3 aufsteigenden Schuljahren unterricht wurden. Auch die formale Sprache Mathematik wird in verschiedenen „Versionen“ angeboten, z.B. auch als Mathematik  mit starkem Bezug zur Physik und Technik.

3.16. Auf Wunsch wird dem Abitur eine zuverlässige Bewertung der Persönlichkeit des Absolventen angefügt.

3.17. Die Gymnasien verstärken ihre Zusammenarbeit mit dem Hochschulbereich incl. der neuen virtuellen Angebote zum „Blended Learning“, vor allem bei der Facharbeit und im Vertiefungsfach. Im Seminar wirkt die Hochschule vor allem mit dem Personal der Studienberatung an der systematischen Studien—und Berufswahlvorbereitung (BuS) mit.

3.18. Die Erprobung soll so realitätsnah wie möglich erfolgen. Das bedeutet, dass die Mischung großer und kleiner, städtischer und ländlicher Gymnasien ebenso berücksichtigt werden muss wie die Mischung von Gymnasien mit verschiedener Reformbegeisterung.  Das könnte durch die Wahl eines kompletten MB-Bezirks realisiert werden. Die KMBek zum Schulversuch ist entsprechend zu erweitern, so dass möglichst bald auch der o.g. neue Ansatz erprobt werden kann.



Arbeitsgruppe Oberstufe und Übergang zur Hochschule
im Fachausschuss Allgemeinbildende Schulen
des Arbeitskreises Schule, Bildung und Sport der CSU



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